Es kommt immer wieder vor: Ein Karikaturist oder Portraitzeichner wird von einer namhaften Agentur oder einem Betrieb engagiert, und was kommt dabei raus?
Karikaturen und Portraits! So sollte man meinen, aber ist das auch wirklich immer der Fall? Wir haben jemanden gefragt, der es eigentlich wissen müsste... |
Das Interview wurde während der Arbeit auf einem Event eines bekannten saarländischen Unternehmens geführt.
von F. Schmidt
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SAZ: Herr Franz, wie kamen Sie bloß zu diesem unsäglichen Beruf eines Karikaturisten und Portraitzeichners? Franz: Ich wurde gezwungen. SAZ: Von einer bestimmten Person? Franz: Nein, von den Umständen. SAZ: Bitte etwas genauer! Franz: Naja, zugegebenermaßen waren es finanzielle Umstände. Und außer zeichnen kann ich nichts... ok, vielleicht noch Radfahren, kochen, Schlagzeug spielen, Fremdsprachen, Witze erzählen, Feuer machen... SAZ: Ok, das genügt, wir verstehen.
Wann genau haben Sie damit angefangen? Franz: Vor langer Zeit...etwa um die 1991 denke ich, in Los Angeles. Als Malgrund dienten damals allerdings erst mal Kuchen! SAZ: Ach was!?! Franz: Ja, Kuchen. Große, flache, mit bemalbarer Buttercreme überzogene Kuchen. Da wurden dann mit Airbrush und Lebensmittelfarbe Portraits drauf gemalt. Und wie es sich für Kalifornien gehört, natürlich hauptsächlich Film-
und Rockstars. SAZ: Zum Beispiel? Franz: Mick Jagger, Rod Stewart, Ice T, Arnold Schwarzenegger, Tina Turner, James Dean, u.v.m. Aber auch Burt Reynolds und der Olympia-Sieger im Schwimmen von 1972, Mark Spitz. |
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SAZ: Warum verdienen diese beiden eine besondere Erwähnung?
Franz: Burt Reynolds war einer der wenigen Stars die mal persönlich vorbeikamen. Ausgerechnet dann als wir mal mit einer neuen Buttercreme experimentiert hatten. Sein Kuchen sah furchtbar aus, die Farben liefen alle ineinander über, ein wahres Desaster.
Aber er fand den Kuchen, der für eine Pilotserie gemacht wurde, die niemals ausgestrahlt werden sollte, äußerst passend: "This series sucks, so this is just the right cake!"
SAZ: Und Mark Spitz?
Franz: Der kam mit seiner Mutter rein und hatte keinen Schnurrbart mehr. Ich kannte ihn ja nur vom Bravo--Starschnitt meiner älteren Schwester und vom Fernsehen, München '72, nicht als kleinen Typ ohne Schnurrbart, ich wusste nicht wer er war....bis er dann die Bestellung ausfüllte. Ich war ganz begeistert: "Hey, unglaublich, sind Sie nicht der mehrfache Olympiasieger von '72, München?" rief ich, da sind seiner Mutter fast die Tränen gekommen! In den USA vergisst man sowas sehr schnell, so ein Erinnerungsvermögen war er wohl nicht gewohnt. Für den Kuchen (ein Portrait seiner Frau) gab's dann auch jede Menge Trinkgeld. |
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SAZ: Und jetzt sind Sie wieder hier. Würden Sie Ihre Tätigkeit eigentlich als gefährlich einstufen?
Franz: Aber ja! Eine Frau sagte vor etwa 3 Jahren zu mir: "Wenn das Bild nicht schön wird, bring ich Sie um!"
SAZ: Sie leben noch!
Franz: Ja, aber ich bin auch nicht der einzige, der einen Lungen--Steckschuß überlebt hat!
SAZ: Von welchen Leuten werden Sie üblicherweise engagiert?
Franz: Tja, ich weiß nicht recht...vielleicht von ganz verzweifelten Seelen? Oder vielleicht auch von hochsensiblen Menschen, mit einem feinen Gespür für die ausgeprägte Ambiguität der menschlichen Existenz...oder aber von skrupellosen Medienmogulen, die aus ehrbaren Künstlern noch den letzten Tropfen hoffnungsvoller...
SAZ: Jaja, schon gut, lassen wir das. Kommt man in diesem Beruf viel rum?
Franz: Ja.
SAZ: Kann man sagen, dass sich nach vielen Jahren des Karikierens und Portraitierens, immer wieder Graphit auf DinA3, eine gewisse Routine einstellt, vielleicht sogar eine Form von innerem Automatismus, der sich unter Umständen sogar kreativitätslähmend und abstumpfend auswirken könnte?
Franz: Nein.
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